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Der Brunnenbau

Seit dem Kauf unseres Hauses und des Grundstückes im Jahr 1992 wird der Schachtbrunnen vor unserer Haustür nur nebensächlich wahrgenommen. Genutzt werden kann er ja offensichtlich nicht, da er von den Vorbesitzern mit Müll zugeschmissen wurde. Obwohl der Müll bis etwa 2 Meter unterhalb der Erdschicht deutlich zu sehen war, wurde der Brunnen sicherheitshalber immer ordentlich abgedeckt. Mann weiß ja nie, ob sich unter dem Müll eine Hohlschicht befindet.

Im Frühjahr 2009 kam spontan (wie in der Vergangenheit bereits mehrmals erlebt) der Gedanke, den Brunnen wieder zu aktivieren. Meine beiden Söhne waren hellauf begeistert und sagten ihre Hilfe zu. Das Versprechen von einem 13 und 15-jährigen Jungen, dem Vater zu helfen, ist ein klarer Unsicherheitsfaktor. Aber gerade dieses Versprechen, was von beiden uneingeschränkt eingehalten wurde, erwies sich als Garant für den Erfolg. Also suchten wir nach einer Lösung, den Müll aus dem Brunnen zu baggern. Nach längerem Suchen stießen wir auf einen Einseilgreifer und ersteigerten ihn bei Ebay, in der Hoffnung, damit wirklich weiter zu kommen. Ich holte ihn mehrere hundert Kilometer von uns entfernt ab und hatte schon zu Beginn die leise Befürchtung, dass der Greifer recht groß für den ca. 110 cm Durchmesser großen Brunnen sein könnte. Beim Ausprobieren stellte ich tatsächlich fest, dass der Greifer zwar in den Brunnen passte, dass Maul aber nicht weit genug geöffnet werden konnte, damit die Schaufel etwas aufnimmt. Es gab keinen anderen Weg, der Greifer musste eingekürzt werden. Zweimal flexte ich ihn durch, entnahm hier und dort etwas Material und schweißte ihn wieder zusammen. Aufgrund der Materialstärke, denn der Greifer dürfte etwa 300 kg wiegen, war das alles gar nicht so einfach.

Nach zwei Tagen war der Greifer auf das passende Maß zurechtgestutzt. Nun gab es ein neues Problem. Das Dreibein, welches ich über den Brunnen gebaut hatte, war einfach nicht hoch genug. Es bestand aus Telefonmästen und hatte eine Höhe von ca. 3 Meter. Die Arbeithöhe des Seilgreifers betrug nach meiner Berechnung etwa 6 Meter. Dank des Engagements meines Vaters wurden alte Strommasten organisiert. Sie wurden auf einer Länge von ca. 7,50 Meter geschnitten. Dann kam der Aufbau. Das war eine spannende Sache. Wie soll man zentnerschwere Strommasten von 7,5 Meter zu einem Dreibein stellen. Es gelang uns, indem wir zwei miteinander verbunden Masten mit einem Tracktor hochzogen und dabei den dritten Mast sozusagen nachlaufen ließen. Alles sah dann folgendermaßen aus:

Die Schweißnähte am Greifer sind noch deutlich zu erkennen. Jetzt hatte der Greifer aber Platz genug im Brunnen.

Und dann wurde gebaggert. Immer und immer wieder wurde der Greifer nach unten transportiert. Er wurde über zwei Umlenkrollen von einem Traktor auf und ab bewegt. Auf den Frontlader eines zweiten Traktors wurde der Müll und Dreck abgeladen. Manchmal war die Ausbeute sehr mager. Neue Probleme standen an, als wir in 6 Meter Tiefe auf eine Querstrebe trafen. Mein Nachbar erzählte mir eines Abends, dass man früher die Querstreben eingebaut hatte, um einerseits nachträglich eingebaute Wasserleitungen daran befestigen zu können und um von einer Querstrebe zur nächsten Querstrebe in die Tiefe zu kommen. Insgesamt waren drei Querstreben aus Eisen im Abstand von ca. 5 Metern im Brunnen. Die erste flexte ich durch. Die zweite konnte mit dem Krangreifer zerstört und nach oben transportiert werden. Die dritte Strebe war der Hammer. In ca. 16 Meter Tiefe befanden sich zwei Streben aus einem U-Profil von ordentlicher Stärke. Den Krangreifer darauf fallen zu lassen, machte nach längerem Probieren keinen Sinn mehr. Ich musste nach unten, um die Streben durchzuschneiden. Über diese Aktion könnte ich mehrere Seiten schreiben. Zusammengefasst hat alles so funktioniert, wie wir es geplant hatten. Wir haben Sauerstoff mit einem Kompressor in den Brunnen geblasen und mit einem Staubsauer mögliche Gase, die schwerer als Luft sind, abgesaugt. Dann begann der Abstieg, gesichert an zwei Seilen.

Im weiteren Verlauf des Brunnenbaus war ich viele Male dort unten. Am Anfang kostest es wirklich Überwindung. Ich hatte mir übrigens einen Teller mit Stange gebaut, auf dem ich mich setzen konnte, während ich am Seil herunter gelassen wurde. Und dann war es so weit. Wir konnten das erste Wasser am Grund des Brunnens erkennen. In ca. 20 Meter Tiefe.

Mit dem Krangreifer kamen wir dann irgendwie nicht mehr weiter. Er funktionierte nicht unter Wasser. Wir hatten also ca. 1 Meter Wasser im Brunnen und überlegten, wie wir weiter machen sollten. Mit einer alten Pumpe holten wir das erste Wasser aus dem Brunnen. Es sah nicht sehr attraktiv aus, aber es war Wasser.

Es war trotzdem ein super Gefühl. Insgesamt hatten wir nun drei Traktoranhänger mit Müll aus dem Brunnen geholt und es war mittlerweile August geworden. Ein paar Schätze waren auch dabei. Sie haben uns aber nicht sonderlich bereichert.

Um unserer Ziel zu erreichen, klares Wasser mit ordentlichem Druck aus dem Brunnen zu holen, musste es weiter gehen. Schließlich hatten meine Söhne den Wunsch, im Sommer mit eiskaltem Brunnenwasser eine Wasserschlacht machen zu können. Wir entschlossen uns, mit einem Plunscher ein 150 mm Durchmesser großes Brunnenrohr im Schachtbrunnen zu versenken.

Das 7 Meter tiefe Brunnenrohr (2 Meter Filterrohr) verlängerten wir aus Kostengründen mit einem üblichen Abwasserrohr, welches wir an der Brunnenwand befestigten. Für den interessierten Brunnenbauer habe ich hier mal eine Skizze hinzugefügt.

Insgesamt sind wir jetzt bei ca. 26 Metern Tiefe, wobei die Pumpe in einer Tiefe von etwa 22,20 Meter hängt. Sie darf aufgrund der Strömungsgeschwindigkeiten nicht im Bereich des Filterrohres hängen, sondern darüber. Der Brunnen hatte äußerlich schon ganz schön gelitten, bis es soweit war, dass die Pumpe eingesetzt werden konnte.

Der Brunnen hatte äußerlich schon ganz schön gelitten, bis es soweit war, dass die Pumpe eingesetzt werden konnte.

Ohne meine beiden kräftigen Söhne wäre das Projekt nie verwirklicht worden. Hier sind die beiden beim Plunschen. Das war echt mühselig, Insbesondere deshalb, weil wir so einen langen Weg zu überwinden hatten, bis der Plunscher wieder nach oben gezogen wurde. Wir haben zwar mit dem Traktor gezogen, aber oft war der Plunscher dann oben und leer, weil ein Stein das Verschießen der Klappe verhinderte.

Den Plunscher hatten wir uns ausgeliehen. Das Ausleihen übers Wochenende kostete 20 Euro. Er war sein Geld wert.

Bei dem Aufwand haben wir an der Pumpe und dem Zubehör nicht gespart. Wir haben jetzt einen 100 Liter Ausgleichbehälter und eine 400 V Drehstrompumpe. Beeindruckend sind der Wasserdruck und die Fördermenge. Beides sollte für eine ordentliche Wasserschlacht ausreichen.

Das Projekt Sommer 2009 dürfte meinen Söhnen in guter Erinnerung bleiben. Mir ebenfalls.

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